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Geschichte von Hypertext

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nach unten Vannevar Bush und sein "Memex"
nach unten Douglas C. Engelbart und sein "Augment"
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Vannevar Bush und sein "Memex"

"Bush's 'Memex' ist ein (auf dem Papier entworfenes, nicht experimentell realisiertes) Informationssystem, das auf dem methodischen und technischen Stand dokumentarischen Wissens (Indexieren, kontrollierte Vokabularien, Relationierung und Mikroverfilmung) von 1945 aufsetzte, dieses allerdings mit der Radikalisierung der Idee der Verknüpfung ('association') kritisierte und erweiterte und damit einen richtungsweisenden Entwurf vorlegte, der bis heute die Ideen von Systemgestaltern befruchtet. Memex war als eine Maschine konzipiert, welche das menschliche Gedächtnis und sein Assoziationsvermögen erweitern und unterstützen sollte...Bush stellte sich eine Kamera vor, die an der Stirn befestigt sein sollte, und durch die alles, was im Verlaufe eines Tages das Interesse des Besitzers weckte, sofort aufgenommen und im Memex verfügbar gemacht werden sollte" (Quellenhinweis Kuhlen, S.67).

Vannevar Bushs Memex (1945) gehört in den Bereich des technisch-wissenschaftlichen Utopismus. Doch die Memex-Utopie gehört zu jenen Utopien, deren Grundgedanke zu überzeugend ist, um sie einfach ins Reich der Fabeln zu verbannen:

"The human mind...operates by association. With one item in its grasp, it snaps instantly to the next that is suggested by the association of thoughts, in accordance with some intricate web of trails carried by the cells of the brain" (Bush) - "der menschliche Geist ... arbeitet mit Hilfe von Verknüpfung. Gerade mal einen Inhalt in seiner Reichweite, schnappt er sich sogleich den nächsten, der von der Assoziation der Gedanken vorgeschlagen wird, entsprechend einem undurchsichtigen Netz aus Pfaden, die von den Gehirnzellen getragen werden.".

Für diesen Grundzug menschlichen Denkens und Verstehens stellte sich Bush eine adäquate maschinelle Unterstützung vor. Diese Vorstellung befruchtet bis heute die Begeisterung für Hypertext.

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Douglas C. Engelbart und sein "Augment"

Augment ist das Hypertext-System mit der längsten Vergangenheit. "Augment" wurde schon ab 1963 am SRI International in Stanford entwickelt, und ab 1978 wurden die kommerziellen Rechte an Tymshare übertragen.

"AUGMENT wurde ursprünglich auf Time-sharing-Großrechnern in einer Netzumgebung entwickelt. Richtungsweisend wurden die eingesetzten Werkzeuge, die den heutigen Standards von Personalcomputern und individuellen Arbeitsplatzrechnern bestimmen: Maus als Eingabemedium, Mehrfenstertechnik mit 'paralleler' Verarbeitung, ... Verknüpfung heterogener Materialien über Zeiger, intensiver, integrierter Einsatz von Graphik...Engelbart sah die durch AUGMENT zu erzielenden Mehrwerteffekte gegenüber linearen Formen wie Bücher in aller Deutlichkeit... AUGMENT war von Anfang an in eine elektronische Kommunikationsumgebung eingebettet, die z.B. verteiltes Publizieren und Editieren, elektronische Dokumentauslieferung, elektronische Post, Telekonferenzen erlauben sollte." (Quellenhinweis Kuhlen, S.69).

Die meisten Hypertext-Designer der Vergangenheit unterschätzten im Gegensatz zu Engelbart die Bedeutung des "Look and Feel" für den Endanwender. Auch die Seite Entstehung des World Wide Web hat gezeigt, dass der Durchbruch erst mit den modernen, für grafische Benutzeroberflächen verfügbaren Browsern gelang, nicht mit den Ideen und Konzepten allein, so überzeugend diese auch sein mochten. Engelbart dachte schon an grafische Oberflächen und Mäuse, als Steve Jobs und andere, die gemeinhin als die Begründer der grafischen Benutzeroberflächen gelten, noch Kinder waren. Doch die Zeit war einfach noch nicht reif für die grafischen Vorstellungen von Engelbart. Science-Fiction-Filme aus den 60er Jahren belegen nur allzu deutlich, wie sich die Menschen die Computer der Zukunft vorstellten: als schrankartige Gebilde, die zwar mühelos mit Menschen reden können, aber ansonsten nur aus Kontroll-Lämpchen, Knöpfchen und maximal einer Primitiv-Konsole mit einzeiligem Text-Display bestehen. Engelbarts Bedeutung für die Geschichte von Hypertext besteht also vor allem in seiner Erkenntnis, dass Hypertext an visuell attraktive Darstellungstechniken und ergonomische Interaktionsformen gebunden ist.

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Ted Nelson und sein "Xanadu"

Die Arbeiten von Ted Nelson - besser, seine Visionen - sind das Fundament heutiger Hypertextforschung und -begeisterung. "Nicht nur, dass die beiden Bezeichnungen 'Hypertext' und 'Hypermedia' auf ihn zurückgingen, sondern vor allem seine unkonventionellen und über Jahrzehnte verfolgten Ideen eines universalen Wissensverwaltungs- und Informationsbereitstellungssystems, Xanadu, machten ihn zu einem der kreativsten Hypertextforscher. Bemerkenswert an Nelson ist weiterhin, dass er sich nicht an etablierte Institutionen und kommerzielle Firmen hat binden lassen, sondern eher immer alternative Wege gegangen ist, verbunden mit einem aufklärerischen Sendungsbewusstsein, das in den letzten Jahren allerdings durchaus die Chance für ökonomische Verwertung gesehen hat" (Quellenhinweis Kuhlen, S.69). Nelsons Xanadu-Idee lässt sich bis ins Jahr 1965 zurückverfolgen. Seit Ende der 80er und dem Beginn der 90er Jahre wird "Xanadu" kommerziell vertrieben.

Nelson stellt sich unter Xanadu eine Informationsbank von unbegrenzter Größe vor. "Das auch heute noch utopisch anmutende Endziel ist dabei die Verwaltung des gesamten Weltwissens über ein riesiges, computer-unterstütztes Begriffsnetz, das den Zugriff auf die entsprechenden informationellen Einheiten gestattet. Durch die Möglichkeit der simultanen und kollektiven Bearbeitung eines Dokuments soll der tendenzielle Gegensatz zwischen Autor und Leser aufgehoben werden. Die Aufgabe solcher Systeme beschränkt sich nicht allein auf die Verwaltung der vielfältigen und komplexen Beziehungen zwischen einzelnen Hypertexteinheiten. Es sind darüber hinaus auch Mechanismen erforderlich, die bei extensivem Mehrbenutzerbetrieb die Integrität, Aktualität und auch das Rückverfolgen der Entstehungshistorie eines Dokuments gewährleisten sowie den Schutz von Urheber-, Nutzungs- und Vervielfältigungsrechten unterstützen (Quellenhinweis Kuhlen, S.217). Nelsons Xanadu stellt für diese Aufgaben verschiedene Features zur Verfügung.

Über Workstations und leistungsfähige PCs ist der Online-Zugriff auf den Xanadu-Informationsbestand seit 1989/90 möglich. Das System erlaubt neben dem Informationsabruf auch das Einbinden und Vernetzen eigener Daten in den Informationsbestand. Dabei entscheidet der Autor, ob es sich um seine privaten Daten (Zugriff nur durch den Autor selbst möglich) oder um öffentliche Daten (Zugriff für alle möglich) handelt. Der Online-Zugriff auf den Informationsbestand ist kostenpflichtig. Autoren erhalten - computergesteuert - Tantiemen, wenn ihre Daten von anderen Benutzern über Verweise aufgerufen werden. Auf diese Weise kann jeder Benutzer zum Autor werden, und jeder Autor ist immer auch Benutzer. Xanadu hält ferner Werkzeuge zur Versionenkontrolle von Dokumenten bereit. Es bereitet die gespeicherten Daten für den Endbenutzer jedoch nicht selbst auf. Dazu ist eine "Front-End-Browsing-Software" nötig, die für die Bildschirmausgaben sorgt, die Verweise ausführt usw.

Damit hat Ted Nelson die Technologie des World Wide Web schon 25 Jahre vor dessen Entstehen vorweggenommen, und seine Konzepte sind zum Teil ausgereifter (z.B. das Tantiemensystem oder die Dokument-Versionenkontrolle). Verständlicherweise ist Ted Nelson erbost über den Siegeszug des Web, der einfach über ihn hinwegfegte.

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Hypertext-Konferenzen

Seit Ende der 80er Jahre ist "Hypertext" keine Sache einzelner, namhaft zu machender Pioniere mehr. Die Techniken von Hypertext wurden seit Mitte der 80er Jahre zunehmend in der Praxis eingesetzt - vor allem in der Online-Dokumentation. Hypertext wurde zu einem anerkannten Gegenstand für Fachkonferenzen. Die ersten wichtigen Hypertext-Konferenzen waren:

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Gegenwart und tiefere Gründe für Hypertext

Die Ideen von Tim Berners-Lee, aus denen Anfang der 90er Jahre das World Wide Web entstand, sind also nicht im luftleeren Raum entstanden. Hypertext hat eine Tradition. Denn Hypertext ist eine Konsequenz aus der Vorstellungswelt, die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts herausgebildet hat und alle Bereiche des modernen Alltags der Industriegesellschaften durchdrungen hat. Das moderne Leben darin ist gekennzeichnet durch Fragmentierung. Berufsleben, Familienleben, Vereinsleben erfordern verschiedene Rollen von ein und demselben Menschen und berühren sich nicht oder kaum. Der Broterwerb findet meist woanders statt als dort, wo die Früchte genossen werden. Auch für Erholung und Konsum sind Zonen entstanden, die eigens dafür aufgesucht werden. Der moderne Mensch hat gelernt, Dinge im Leben und im Kopf klar auseinanderzuhalten. Genau das aber ist das Prinzip der fragmentierten Einheiten, das auch Hypertext zugrunde liegt. Und Hypertext lässt sich als der Wunsch begreifen, diese fragmentierten Einheiten zumindest wieder sinnvoll zu verknüpfen, die Verbindungen zwischen ihnen sichtbar und ausführbar zu machen.

Man kann nur Brücken schlagen zwischen Ufern, die man auseinanderhält. Schon Friedrich Nietzsche sah menschliche Stärke darin, Gegensätze in sich auszuhalten. Der Mensch hat die Fragmentierung gewollt, um sich weiterzuentwickeln. Aber ebenso bleibt der Wunsch nach Einheit. Manche versuchen es mit Rückzug in einfache, traditionelle Lebensformen. Und andere eben damit, dem Gedanken der Vernetzung zu folgen. Sie spinnen das Netz ("Weaving the Web"!).

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